Am Morgen des fünften April kehrte Mpeti an seinen Posten im Ranger-Hauptquartier zurück, begrüßte seine Kollegen und Kolleginnen fröhlich und brach dann vor aller Augen leblos zusammen. Der Arzt konnte nur noch Tod durch Schlaganfall feststellen.
Mpeti war erst 28 Jahre alt! Er hinterlässt seine 20-jährige Frau Naomi und seinen noch nicht einmal zweijährigen Sohn Letipat, der Mpetis ganzer Stolz war. Das Leben als alleinerziehende Mutter und Witwe ist in den Maasai-Steppen Kenias besonders hart. Davor fürchtet sich Naomi sehr.
Mpeti stammte wie viele Maasai aus einer in größter Armut lebenden Familie. Sein Vater war gestorben, als er selbst noch ein Junge war. Die Arbeit als Ranger war Mpetis Lebenstraum, denn so gelang es ihm, einen Beruf zu erlernen, der Armut zu entkommen, seiner Familie zu helfen und etwas für die Gemeinschaft zu tun. Neben seiner eigenen Frau und seinem Sohn ernährte Mpeti mit seinem kleinen Rangergehalt auch seine verwitwete Mutter und seine drei minderjährigen Geschwister. Mpetis Frau und Mutter wissen nun nicht, wovon sie leben sollen. Der kleine Letipat wurde Halbwaise, bevor er reden kann. Mpetis Geschwister haben Angst, jetzt die Schule abbrechen zu müssen und Letipat kann vielleicht nie eingeschult werden, denn ohne Mpeti können sie das Schulgeld wohl kaum bezahlen. Wenn in Kenia der einzige Brotverdiener, wie man dort sagt, plötzlich aus dem Leben gerissen wird, bedeutet das in der Regel Not und Elend für viele Personen, denn das eine Gehalt ernährt sie alle.
Überall in Siana war Mpeti bei den Menschen beliebt. Seine grüne Uniform war nicht nur ein Zeichen seiner Verantwortung, sondern auch des Respekts, der ihm vom Dorf entgegengebracht wurde Sein Wort hatte Gewicht und wenn er einen Konflikt um Gras oder Wasser schlichtete, dann hörten selbst die Dorfältesten auf ihn. Mpeti liebte es, traditionelle Maasai-Gesänge zu singen, die das Brüllen eines Löwen nachahmen sollen. Dabei sprang er wie ein Pfeil in die Luft. Sonntags tauschte er die Uniform gegen Hemd, Hose und bunte Maasai-Shuka und setzte sich mit den anderen Dorfrangern in den Schatten der großen Akazie am Rangerhauptquartier. Dort feierte er mit seinen Kolleginnen und Kollegen jede Woche Gottesdienst, sang christliche Lieder, predigte und erzählte aus der Bibel.
Mpeti wird von allen sehr vermisst. |